Samstag, Oktober 21, 2006

Yangtze Fahrt






Am Montag mussten wir uns dann von Julian und Micha verabschieden, die sich ‚7 Tage in Tibet’ versuchen wollten. Wir hatten die große Hoffnung, dass sie vom Dalai Lama geistig und spirituell erfasst werden, mussten diese Hoffnung allerdings schon eine Sekunde nach ihrer Rückkehr am Mittwoch begraben.

Ok, zurück aber nun zu uns. Wir restlichen vier machten uns also auf den Weg (per Flugzeug) zum Yangtze River, dem drittlängsten Fluss der Welt. Zuerst schauten wir uns den Dreischluchten-Staudamm an, der 185m hoch und 2km lang ist und bei seiner Fertigstellung 2009 eine Fläche in der Größe von Singapur überfluten wird und dadurch 2 Millionen Menschen ihr zu Hause genommen wird. Versprochen wird sich dadurch natürlich einiges, Schutz vor Naturkatastrophen, bessere Schiffsnavigation auf dem Fluss und vor allem auch Energiegewinnung.
So, genug gelehrt… jetzt wieder zum Spaß. Es ging also auf unsere ‚Kreuzfahrt’ – ok, zugegeben, von einer Aida kann man da nicht gerade sprechen. Aber wen stört denn auch schon das bisschen Rost am Schiff, ein Plumpsklo im Bad und eine Matratze so dick wie unser Zeigefinger? -> immerhin wusste man so jeden Morgen, wenn man aufwachte, auf welcher Seite man wohl eingeschlafen war, auf Grund des schmerzenden Schulter.
An Bord gab es sogar einen mehr oder weniger Englisch sprechenden Guide, der leicht – naja wie soll man sagen – feminine James. Besonders lieb haben wir ihn alle gewonnen, als er an unserem letzten Tag um sechs Uhr morgens an unsere Tür klopfte und mit seiner unglaublich weiblichen Stimme schrie: ‚Wake up! In about 30 minutes we arrive Chongqing.’. Von unserer Seite ein synchrones müdes ‘Yes!’. Dieser Vorgang wiederholte sich zu unserem Leiden noch weitere gefühlte 10x und unser ‘Yes’ wurde von mal zu mal aggressiver.
Ja, was machten wir da so den ganzen Tag auf dem Schiff? Ab und zu legten wir natürlich an. Das eine Mal zum Beispiel sind wir auf einen kleinen Ausflugsdampfer umgesiedelt worden, um uns die ‚drei kleinen Schluchten’ anzuschauen, unserer Luxusliner passte da ja leider nicht durch. Von da aus mussten wir ein weiteres Mal umsteigen – auf so etwas größere Nussschalen, in denen wir bis ans Ende der Schlucht gepaddelt wurden. Ein Mädchen erklärte den Leuten auf unserem Boot, natürlich auf Chinesisch, was sie da gerade sahen und stimmte immer wieder ein paar Lieder an. Da konnten wir es uns natürlich nicht nehmen lassen auch mal ein kleines Ständchen zu singen und jetzt schätzt mal welchen Superhit wir uns da ausgesucht haben? Richtig! ‚An der Nordseeküste’! Und die Chinesen waren total begeistert, vor allem weil das ja so ein netter interaktiver Song zum mitklatschen ist!
Ein weiteres Ausflugshighlight war Ghost City. Wir liefen dort ein bisschen in einer unterirdischen Höhle rum, bis es auf einmal nicht mehr weiter ging. Uns blieben also nur 2 Möglichkeiten: entweder wieder zurücklaufen oder 5 Yuan (50 cent) für eine Geisterbahn ausgeben, von der aus wir dann weiterkamen. Es folgten also stundenlange Diskussionen ‚Ja, aber ich bin doch so schreckhaft… Boah, weiß nicht… Nachher ist das total gruselig….’. Naja, wie auch immer, Simon und Moritz landeten schließlich im vorderen Wagen, Julia und Heni im hinteren. Kameras wurden gezückt. Man knipste also fröhlich drauf los, lachte sich kaputt, und auf einmal… waren wir auch schon wieder an unserem Startpunkt angekommen. Das war’s! Keine bösen Monster, Kettensägen o.ä. Nix!!! Das gruuuuuuuuuuuuuseligste an der ganzen Fahrt waren mit Abstand die beiden Jungs, die da vor uns saßen.
Wenn wir dann abends erschöpft von der ganzen Action ;-) wieder auf dem Boot saßen, stritten wir uns meist um Romme oder Canasta Regeln oder spielten einfach nur 4 Stunden am Stück ‚Wer bin ich!’ – wie soll man denn auch bitte darauf kommen, dass man die „schwule Hupe des KingLong Busfahrers“ ist? Ich glaube wir erwähnten den Busfahrer schon an anderer Stelle, siehe Qufu Bericht.